Seit diesem Jahr haben Frauen und Männer in Deutschland nach dem sogenannten Entgelttransparenzgesetz ein Recht darauf in größeren Firmen zu erfahren, was ihre Pendants verdienen. Außerdem müssen diese Unternehmen das überprüfen. Ziel ist es, Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern auszumerzen. Bei SAP werde allerdings schon immer auf gleiche Bezahlung geachtet, so Younosi. Deshalb sei die Lücke auch nur "sehr gering" gewesen.
Der Softwarekonzern ist wie viele IT-Firmen nicht in der Tarifbindung. Tarifverträge, wie sie beispielsweise bei Bosch oder Daimler, aber auch beim IT-Konzern IBM gelten, können helfen, solche Unterschiede von vorne herein zu verhindern. Denn das Tarifwerk gibt für weite Teile der Belegschaft vor, welcher Lohn für welchen Arbeitsplatz vorgesehen ist. "Für außertariflich Beschäftigte gelten ähnliche Regelungen, die garantieren, dass sich die Bezahlung nach der jeweiligen Ebene und der Aufgabenschwierigkeit richtet", sagt ein Daimler-Sprecher. Ähnlich geht man bei Bosch vor. Man überprüfe außerdem regelmäßig, ob es Unterschiede in der Bezahlung für gleiche Jobs gebe, so ein Bosch-Sprecher.
In der IT-Branche dürfte einer der Vorreiter bei dem Thema der US-Konzern IBM sein. Der Technologiekonzern legt seit den 1930er Jahren Wert darauf, dass Männer und Frauen gleich bezahlt werden. In Deutschland hat IBM außerdem einen Haustarifvertrag. Auch bei SAP-Konkurrent Microsoft setzt man inzwischen auf den Grundsatz "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit".
Bei SAP fährt man laut Personalchef Younosi nun aber eine "Nulltoleranzstrategie". Es gehe dabei nicht nur um Unterschiede zwischen den Geschlechtern: "Wir wollen auch nicht, dass ein Mann schlechter bezahlt wird als ein anderer Mann oder eine Frau", so Younosi. Allerdings räumt er ein: "Der Anteil der Frauen, bei denen das Gehalt angepasst wurde, ist etwas höher als bei den Männern." Bei rund 25 000 Beschäftigten in Deutschland habe man bei 143 Männern und 123 Frauen Nachholbedarf aufgedeckt. Der Frauenanteil bei SAP liegt in Deutschland wie in anderen IT-Firmen auch nur bei etwa 30 Prozent. Weltweit beschäftigte SAP zuletzt etwa 95 000 Mitarbeiter.
Der so genannte "Gender Pay Gap" bezeichnet in der Regel die durchschnittliche Lohnlücke zwischen Männern und Frauen über alle Branchen und Berufe hinweg. In Deutschland lag sie laut Statistischem Bundesamt zuletzt bei 21 Prozent. Frauen verdienen meist schlechter, weil sie häufiger in Teilzeit und in schlechter bezahlten Berufen zum Beispiel im sozialen Bereich arbeiten. Rechnet man diese Faktoren heraus, ist der Lohnunterschied geringer, aber immer noch da.
Aber auch innerhalb von Konzernen verdienen Frauen teilweise weniger
- etwa, weil sie eine Weile in Teilzeit gearbeitet haben und dadurch
Nachteile in der Karriere haben. Nach der Beobachtung von Christine Muhr, IT-Fachsekretärin bei der Gewerkschaft Verdi in Baden-Württemberg, gilt das insbesondere in IT-Berufen.
Um die Lücke zu schließen, müssten Frauen in Fach- und Führungspositionen gefördert werden, betont ein Sprecher des Technologiekonzerns Bosch. Bei Microsoft versucht man seit Jahren mit flexiblen Arbeitsbedingungen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern und so auch die Karrierechancen von Frauen zu verbessern. Auch bei SAP bemüht man sich, Frauen anzulocken und schreibt zum Beispiel Führungspositionen inzwischen in Teilzeit aus. "Wir tun alles dafür, dass der Frauenanteil steigt", sagt Personalchef Younosi. "Das Problem ist, dass im Tech-Bereich die Gesamtanzahl der Frauen, aus der wir rekrutieren können, nicht sehr hoch ist."/ang/DP/jha